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Neue IVL Touristengebühr


Ab dem 1. Juli wurde für viele Reisende bereits die neue Touristengebühr IVL erhoben. Bislang kamen rund drei Millionen NZD (gut 1,7 Mio. Euro) in die Kassen. Die Regierung diskutiert derzeit, wofür das Geld überhaupt verwendet werden soll. Ab Oktober wird die neue Gebührenerhebung von 35 NZD (ca. 20 Euro) dann auch deutsche Touristen treffen.

Bis dato mussten nur Touristen bei der Einreise bezahlen, die vor ihrer Neuseelandreise ein Touristenvisum beantragen mussten, wie beispielsweise Inder oder Chinesen. Touristen aus sogenannten Visa Waiver Countries, wie nahezu allen europäischen Ländern, auch Deutschland, blieben noch von der Einführung der neuen internationalen Tourismusgebühr IVL (International Visitor Levy) verschont. 

Nicht bezahlen müssen Neuseeländer, Australier, viele Besucher von den Pazifikinseln, Besitzer eines Resident Visa, viele Geschäftsreisende und Transitpassagiere am Flughafen in Auckland. „Die Gebühr fällt allerdings nicht nur für Touristen an, sondern auch für temporäre Besucher, die mit einem Working Holiday Visum, mit einigen Studentenvisa oder manchen Work Visa nach Neuseeland reisen“, erklärt der langjährige Einwanderungsberater Peter Hahn aus Wellington. „Oft liest man ja in deutschen Medien, dass Neuseeland jetzt ‚Eintritt für Touristen‘ verlangt. Das kann man so natürlich nicht sagen. Die Gebühr ist eher mit einer Art deutschen Kurtaxe vergleichbar, nur dass sie vor der Anreise pauschal erhoben und nicht vor Ort im Hotel pro Tag abkassiert wird.“

Bislang spülte die IVL rund drei Millionen NZD in die Regierungskasse. Erwartet werden nach bisherigen Hochrechnungen rund 80 Millionen NZD pro Jahr, welche dann in den Ausbau von Tourismusprojekten, gezielter Infrastruktur und in Naturschutzprojekte gesteckt werden sollen. Dabei wird derzeit noch bei Behörden, Organisationen und diversen Verbänden diskutiert, wie genau das Budget letztendlich eingesetzt werden könnte. Zunächst möchte die Regierung eine Repräsentanten-Gruppe aus Naturschutz, Lokalbehörden, Tourismus und Maori-Gruppierungen ins Leben rufen, welche dann die Minister über das Investment des Geldes beraten sollen. „Wir wollen diese Gebühren jetzt auch nicht gleich wieder sofort aus dem Fenster werfen“, macht der Ministry of Business and Innovation Manager für Tourismus, Iain Cossar deutlich. „Wir sammeln das Geld an über die Jahre und geben es dann zu gegebener Zeit für Projekte aus, bei denen wir denken es lohnt sich, zu investieren.“ 

Der enorme Druck auf lokale Tourismushochburgen, wie beispielsweise Queenstown, könnte durch eine solche Finanzspritze wieder gesenkt und ins Gleichgewicht gebracht werden. „Diese Region ist einfach Sommer wie Winter extrem beliebt und durch die Tausenden von Touristen, steigen zum Beispiel die Gemeindeabgaben für die Bewohner extrem an. Auch im Mackenzie Distrikt um den Lake Tekapo kommen tatsächlich 300 Besucher auf einen Einwohner. Die benötigte Infrastruktur, vor allem die Erweiterung der Abwassersysteme, wird bislang auf die Bevölkerung umgelegt, die ohnehin häufig schon mit den vielen Besuchern zu kämpfen hat. Hier könnte dann eine finanzielle Stütze des Staates für Entlastung sorgen“, erklärt Neuseeland-Experte Peter Hahn die Lage im Land. Auch im beliebten Milford Sound sollen die Infrastrukturen künftig verbessert werden. Um die Millionen von Besucher jährlich besser auffangen zu können, wäre ein Ausbau der Bootsanlegestege und der öffentlichen Areale im Ort dringend nötig. „Auch eine Investition in neue Technologien wäre denkbar“, erklärt Iain Cossar: „Mittels einer mobilen App können dann Touristen via Hotspot beispielsweise komplikationslos für ihren Transport, den Campingplatz oder Sanitäreinrichtungen bezahlen und so gleichzeitig mehr Umsatz für die Lokalbehörden generieren.“

Für die Touristen sollen die Erfahrungen in Neuseeland mit Hilfe der neuen Gebühren noch besser werden, wie beispielsweise der Straßen- oder Wanderwegeausbau gefördert oder die Unterkunftssituation in abgelegenen Gegenden verbessert werden. Auch die Einrichtung und Instandhaltung sauberer öffentlicher Toiletten ebenso wie die Müllproblematik sind bei dieser Gebührenerhebung ein Thema. Zudem will die Regierung noch mehr Gelder in Naturschutzprojekte für Flora und Fauna investieren. Dazu gehören die Bekämpfung von Pest-Tieren wie Possums, Marder und Wiesel, um die heimische Vogelwelt zu schützen, wie im Kakapo Recovery Projekt genauso wie beispielsweise die Erhaltung und Kontrolle von Naturschutzreservaten, zum Beispiel der Auckland Islands und historisch bedeutender Örtlichkeiten.

„Wir denken auch darüber nach, diesmal nicht das bisherige System anzuwenden, bei dem sich einzelne Bewerber um die Förderung bewerben können. Wir sammeln derzeit Ideen und versuchen auszuloten, wie die Einnahmen am sinnvollsten für Bürger, Land und Touristen Verwendung finden können. Wir sprechen hier ganz deutlich von nachhaltigem Tourismus“, macht Tourismusmanager Cossar deutlich. Ein exakter Langzeit-Investmentplan soll im Oktober 2019 veröffentlich werden. Die Tourismusindustrie ist Neuseelands größter Exportmarkt und kreiert rund neun Prozent aller Arbeitsplätze.

Peter Hahn findet das Prinzip der Erhebung einer Tourismusgebühr im Gegensatz zu vielen seiner Immigrationsberaterkollegen grundsätzlich sinnvoll. „Es besteht definitiv Handlungsbedarf und ein verträgliches Tourismuswachstum erfordert eben auch Investitionen. Reisende können sich da kaum wehren, außer sie bleiben eben weg. Aber bei so einer überschaubaren Summe von nur 35 NZD wäre das ja schon lächerlich. Viele Attraktionen hier im Land sind kostenlos, insofern kann sich die IVL wohl jeder irgendwie leisten, der oft von weither anreist.“ Die Vereinigung aller Immigrationsberater NZAMI bemängelt jedoch die Erhebung einer Gebühr bereits vor der Einreise. Wer sein Besuchervisum beantragen muss, seine Gebühr online bezahlt und dann keine Genehmigung bekäme, müsse das Geld ja wieder zurücküberwiesen bekommen. Das würde zu neuem, enormen Arbeitsaufwand für die ohnehin schon völlig überlasteten Bearbeiter von Immigration New Zealand führen, so der Vorwurf des NZAMI Vorstandes June Ranson. 

Ab 1. Oktober muss jeder Besucher vor seiner Anreise das sogenannte NZeTA beantragen. „Für beispielsweise Deutsche ist das kein wirkliches Visum, sondern nur eine ‚elektronische Travel Authority‘, also eine Erlaubnis, einreisen zu dürfen“, erklärt Immigrationsberater Peter Hahn. „Die IVL Tourismusgebühr wird in diesem Zug dann gleich mit erhoben. Früher wurden ähnliche Daten und Fragen erst bei der Einreise abgeklärt, jetzt möchte Neuseeland bereits vor der Einreise wissen, wer kommt, den Grund der Reise erfahren und so weiter. Die Befragung wird sozusagen vorverlagert, um zu verhindern, dass Leute anreisen und dann am Flughafen abgewiesen werden und unverrichteter Dinge wieder abfliegen müssen.“

Welchen Fragenkatalog genau das NZeTA umfasst, wurde noch nicht veröffentlicht. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es neben den allgemeinen Personendaten um Dinge wie Vorstrafen geht, oder ob jemand tatsächlich als Tourist einreist und nicht doch im Land arbeiten will“, spekuliert Peter Hahn. „Diese Maßnahme dient auch als neues Sicherheitskonzept!“ 

Das NZeTA kostet dann zusätzlich zu den 35 NZD Tourismusgebühr dann 9 NZD, wenn man es über die App beantragt und 12 NZD für alle, die es online über die Webseite ausfüllen.

Wer allerdings ein NZeTA in den Händen hält, kann dieses dann bis zu zwei Jahre und für mehrere Neuseelandreisen immer wieder nutzen. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite von Immigration New Zealand.

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