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Chance oder Desaster – Neuseeland als Ein- und Auswanderland Nummer 1, Teil 1

Selbständigkeit in Neuseeland

Selbständigkeit in Neuseeland

Immer mehr Neuseeländer verlassen ihre Heimat, immer mehr internationale Immigranten ziehen nach Aotearoa um. Einige befürchten einen Kollaps der Wirtschaft, andere sorgen sich um mangelnde Spezialisten. Doch was bedeutet die starke Zu- und Abwanderung für die Zukunft des kleinen Landes, welches isoliert vom Rest der Welt liegt? Welche Zukunftschancen und –Risiken birgt die starke Migrationsrate? Eine neue Studie versucht jetzt, Klarheit zu schaffen.

Was viele Experten schon lange vermutet hatten, wurde jetzt mit statistischen Zahlen belegt. Über eine Million Kiwis leben im Ausland, verstreut über die ganze Welt, rund die Hälfte davon im Nachbarland Australien. Von den Statistiken bestätigter Fakt ist – Neuseeland ist heute das Land der OECD-Staaten mit der höchsten Emi- und Immigrationsrate pro Kopf. Einwanderungsexperte Peter Hahn zeigt auf, was diese Zahlen wirklich bedeuten: „Das wäre in etwa so, als ob 20 Millionen Menschen der deutschen Gesamtbevölkerung von rund 80 Millionen auf einmal im Ausland leben würden. Das ist schon eine ganz schön hohe Zahl!

Häufig wird in der neuseeländischen Presse in diesem Zusammenhang von der so genannten “Brain Drain” gesprochen, der Abwanderung qualifizierter Fachkräfte, vor allem nach Australien. Professor Paul Spoonley, Soziologe von der Massey University, sieht das Phänomen jedoch auch noch mit anderen Augen. „Wenn man sich die Langzeitmigrations-Statistiken ansieht, kann Neuseeland oft die abgewanderten qualifizierten Kiwis mit noch höher qualifizierten Migranten ersetzten. Ich sehe das folglich nicht als “Brain Drain” an, sondern eher als “Brain exchange”.“
Schon in der Geschichte Neuseelands gab es immer wieder Abwanderungswellen. In den frühen 70er Jahren zog es viele Kiwis aus ihrer Heimat, vorrangig als späte Reaktion auf die Ölkrise und die Tatsache, dass England sich mehr in Richtung Europa orientierte. Zur gleichen Zeit lockerte Australien seine transtasmanischen Regulierungen. Die Generation der Baby Boomer erreichte ein gutes Reisealter und wollte neue Kulturen kennenlernen und Auslandserfahrungen sammeln. In den 80er Jahren wurde die Wirtschaftsreform für die Auswanderung verantwortlich gemacht und allgemein härtere Zeiten in den 90ern. Auf der anderen Seite begann Neuseeland mit seiner heutigen Einwanderungspolitik ebenfalls Anfang der 90er Jahre. „Jedes Jahr werden seither etwa 50.000 Immigranten ins Land gelassen, die meisten davon tatsächlich qualifizierte Arbeitskräfte und gesuchtes Fachpersonal. Wenn man bedenkt, dass ja nicht nur die Spezialisten abwandern, sondern beispielsweise auch einfache Handwerker, sieht das Gesamtergebnis gar nicht so schlecht für Neuseeland aus“, resümiert Peter Hahn aus seiner Warte. „Meist sind es höhere Gehälter und bessere Jobaussichten, welche viele Kiwis nach Australien locken“, bestätigt auch Professor Spoonley. Doch tatsächlich kommt Neuseeland nach Irland an zweiter Stelle, wenn es um den Export von qualifizierten und talentierten Bürgern ins Ausland geht.

Doch wie stark ist die Beziehung der im Ausland lebenden Kiwis noch zu ihrer Heimat? Welche Vor- und Nachteile bringt diese Situation? Diese und weitere Fragen hat jetzt eine weitläufige Studie unter 18.000 Neuseeländern, welche in anderen Ländern leben, intensiv beleuchtet. Die sogenannte Kiwi Expat Association (KEA) zeigt mit ihrer Umfrage deutlich auf, dass die meisten Neuseeländer im Ausland ihrer Heimat gegenüber ausgesprochen loyal sind und noch sehr enge Beziehungen pflegen, häufig jedoch nur soziale Kontakte zu Freunden und Familie. „Ich denke, der entscheidende Unterschied hier zu Deutschen, die aus Deutschland weggehen ist ganz klar, Kiwis sind immer noch sehr stolz auf ihre Herkunft, lieben ihr Land, wollen jedoch alle irgendwann einmal über den eigenen Tellerrand gucken, ihre großes OE machen, die “Overseas Experience” und gehen aufgrund besserer Verdienst- und Karrieremöglichkeiten ins Ausland. Deutsche hingegen, die dauerhaft nach Neuseeland kommen, kehren oft ihrer alten Heimat gänzlich den Rücken. Sie ziehen nicht um, sondern wandern tatsächlich ein“, fasst Peter Hahn seine langjährigen Erfahrungen zusammen.

Mehr lesen sie im 2. Teil.

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