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Erneute Änderungen in der Skilled Migrant Kategorie


Die Welle der in Neuseeland ankommenden Migranten ist auf einem Jahresrekordhoch: 129.500 Passagiere kamen mit Work-, Student-, Working Holiday– oder Residence Visa in den vergangenen zwölf Monaten nach Neuseeland. Zudem sank die Zahl der Abwanderer, was zusätzlich zu einem Plus bei der Nettomigration führte. Im Angesicht der bevorstehenden Wahlen in Neuseeland im September diesen Jahres, zeigt die politische Führungsriege nun deutlich, dass man entschlossen ist, diese Flut im Griff zu halten und gezielt zu steuern. Immigration New Zealand veröffentlichte jetzt neue geplante Änderungen in der Haupteinwanderungsschiene, der Skilled Migrant Category.

Immigration will die Flut der Einwanderer besser steuern

„Die Regierung hat ein neues Änderungspaket initiiert, um die Immigration besser steuern zu können und den Arbeitsmarkt der temporären und Langzeit-Migration zu verbessern.“ So beginnt die lange Pressemitteilung der neuseeländischen Einwanderungsbehörde. Ganz gezielt hebt man die Bemühungen um eine ausgewogene und gezielte Einwanderung ins Rampenlicht, um die Gunst der Wähler bei den Parlamentswahlen für sich zu gewinnen. „Die Immigration wird dieses Jahr wieder einmal ein großes Thema bei den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien sein und schon jetzt versucht man mit entsprechenden Gesetzesänderungen positiv zu stimmen“, erläutert der Neuseelandexperte und langjährige Einwanderungsberater Peter Hahn aus der Landeshauptstadt Wellington.

Residence Visa

„Für uns kommen die Änderungen auch nicht gänzlich überraschend und was die Lage hier vor Ort anbelangt, machen die neu geplanten Regulierungen absolut Sinn.“ Für die Einwanderung nach Neuseeland, also den Antrag auf Residency, will die Regierung zukünftig Einkommensgrenzen einführen. Bislang galten bestimmte Berufsbilder anhand einer Liste als Skilled Employment oder eben nicht. „Künftig wird es darüber hinaus notwendig sein, dass Skilled Employment über dem Jahresverdienst von 48.859 NZD liegen muss“, erklärt Peter Hahn. „Auf der anderen Seite können sich jedoch auch Angestellte qualifizieren, deren Job bislang nicht als Skilled Employment galt, wenn sie mehr als 73.299 NZD Jahresgehalt nachweisen können. Damit kann man sämtliche nieder qualifizierten Fachkräfte, beispielsweise aus Indien und China, die ein Jahreseinkommen von oft nicht mehr als 35.000 NZD haben, ausbooten und dafür hochqualifizierten Arbeitskräften aus europäischen Ländern eine Eintrittskarte verschaffen, auch wenn deren Jobs eigentlich nicht als Skilled Employment klassifiziert werden können.“

Es wird derzeit die Umstrukturierung bei der Punktevergabe detailliert ausgearbeitet. So sollen Bewerber, die zwischen 30 und 39 Jahre alt sind künftig beispielsweise mehr Punkte bekommen, in anderen Berufsbildern wird es jedoch letztendlich weniger Punkte für ein Joboffer geben. „Die neue Verteilung der Bonuspunkte soll erst im Juni bekanntgegeben werden“, berichtet der Einwanderungsberater. „Wir können jedoch jetzt schon sagen, dass sich die Änderungen für die meisten unserer deutschsprachigen Kunden nicht negativ auswirken werden, denn sie liegen selten unter dem neuen Jahresverdienst-Limit. Ganz im Gegenteil könnten die Änderungen einigen Kunden, beispielsweise aus dem Bereich Landwirtschaft, helfen, künftig leichter die Residency zu bekommen. Sie werden die Hürde des Nachweises von Skilled Employment künftig durch den oft recht hohen Verdienst in diesem Bereich, überspringen können.“

Work Visa

Eine eher überraschende Wende waren jedoch die Änderungsankündigungen für den Bereich der temporären Visa, der Arbeitsvisa. Die Anträge in diesem Bereich sind in den vergangenen zehn Jahren regelrecht explodiert. Beispielsweise 2004 wurden nur 755 Work Visa an Deutsche vergeben, heute sind es 3604. Damit liegen Deutsche statistisch heute nach Großbritannien an zweiter Stelle bei der Vergabe von Work Visa. „Man muss jedoch beim Lesen dieser Statistiken wissen, dass in diese Kategorie auch die unzähligen Working Holiday Visa der jungen Leute zählen, die beispielsweise nach der Schule oder während des Studiums ein Jahr lang durch Neuseeland reisen und entsprechend arbeiten dürfen, um ihr Abenteuer finanzieren zu können“, weiß der Neuseeland-Experte. Doch neben Großbritannien und Deutschland kommen auch immer mehr Australier, Südafrikaner und Amerikaner nach Neuseeland, um dort zu arbeiten.

„Im Augenblick basieren die künftigen Änderungen bei den Work Visa nur auf einem Diskussionspapier. Doch schon jetzt haben unzählige Gastronomie- und Agrarverbände Protest angemeldet. Denn in diesen Gewerben werden die Änderungen am meisten zu spüren sein“, kann Peter Hahn bereits jetzt voraussehen.

Doch was ändert sich konkret? Anhand der Höhe des Einkommens für den Job in in Neuseeland soll zum Beispiel bestimmt werden, für wie lange das Work Visa gewährt wird und ob die Familie mitkommen darf oder nicht. Weiter wird vorgeschlagen, dass Work Visa Halter mit geringerem Einkommen nach Ablauf ihrer Visas für mindestens ein Jahr außer Landes sein müssen, bevor sie ein weiteres Work Visa beantragen dürfen.

Mit diesen Maßnahmen sollen die Anzahl und die Aussichten auf Arbeitsvisa entsprechend besser gemanagt werden und der Pool aus Langzeitbewerbern, die keine Anrechte auf Residence Visa bekommen können, verkleinert werden. „Das Problem bei Work Visa ist meist, dass es hier unzählige Studenten aus China und Indien gibt, die anschließend an ihr Studium ein Work Visa bekommen. Meist sind das jedoch einfachere Management Studiengänge und der Weg führt die Bewerber anschließend in niedere Jobs, wie beispielsweise als Restaurantmanager“, erläutert Peter Hahn die Lage. „Bislang bekommen sie nach abgeschlossenem Studium ein Einjahres-Visa. Das kann unter bestimmten Umständen noch einmal um zwei Jahre verlängert werden und über diese Schiene gelangen die Bewerber bis dato schließlich zur Residency. Nach den neuen Richtlinien hätten sie jedoch durch niedere Jahreseinkommen dann keine Aussicht mehr auf die ersehente Daueraufenthaltsgenehmigung, das Residence Visa.“

Die Frage bleibt nur, ist ihnen das mit Antritt des Studiums in Neuseeland klar? Vermutlich nicht. Denn die Agenten und Berater in ihren Heimatländern bekommen entsprechende Vermittlungsprovisionen. Es wird also Jahre dauern, bis die Flut der ausländischen Studenten aus diesen Ländern schließlich abebbt, weil sie merken, dass die Lage für sie in den meisten Fällen aussichtslos ist. Nachdem der Bildungsexport in Neuseeland mittlerweile zum Millionengeschäft geworden ist, versucht man nun mit dem neuen Regelwerk über Umwege die Flut der Studenten einzudämmen, ohne die Sachlage zu offensichtlich zu gestalten und die zahlreichen Bildungsinstitute vor den Kopf zu stoßen. „Vielleicht gelingt es so ja sogar, die Herkunftsländer der Studenten zu ändern oder die Bewerber dazu zu bringen, höher qualifizierte Studiengänge zu belegen“, fasst Peter Hahn die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten zusammen.

Die neuen Regulierungen in der Skilled Migrant Category sollen allerdings erst am 14. August 2017 in Kraft treten. Wer bis dahin seine Unterlagen einreicht, wird nach wie vor nach den bisherigen Richtlinien behandelt.

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