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Neues im Einwanderungsrecht fuer Neuseeland

Peter Hahn

Obwohl nach 18 Monaten die Rezession in Neuseeland jetzt endlich zu Ende ist, leidet der Arbeitsmarkt in Neuseeland immer noch unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. In vielen Sparten ist es schwer geworden, Jobs zu finden, insbesondere für Ausländer, die noch keinen Work oder Residence Permit haben – denn es gilt die Devise ”Kiwis first“ – zumindest bei den Behörden! Zur Veranschaulichung folgendes Fallbeispiel:

Ein Tischler (Joiner) hat ein Arbeitsangebot von einem Küchenhersteller und möchte dafür einen Work Permit (befristete Arbeitserlaubnis) haben. Vor einem Jahr wäre das noch problemlos möglich gewesen, denn der Tischlerberuf gehörte zu den Berufen, die hier auf einer offiziellen Berufs-Shortage-Liste als Mangelware deklariert wurden. Im Juli 2009 wurden aber 44 Berufe von der sog. Immediate Skill Shortage List gestrichen – darunter auch der Joiner. Seitdem ist es in vielen Berufssparten problematisch, einen Work Permit zu organsieren – selbst mit vorliegendem Job Offer!

Anders verhält es sich allerdings, wenn der Tischler gleich einen Residence Permit beantragt – eine unbefristete Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis also. Unser Tischler hätte mit dem Job Offer vom Küchenhersteller ausgezeichnete Chancen auf einen Residence Permit. Völlig unerheblich ist in diesem Verfahren, ob er einem neuseeländischen Tischler den Arbeitsplatz wegnimmt oder nicht! Wie kann das sein?

Der Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Ausrichtungen der Work- und Residence Permit Regeln. Work Permits dienen ausschließlich den neuseeländischen Arbeitgebern. Es soll ihnen ermöglicht werden, Arbeitskräfte aus dem Ausland temporär zu rekrutieren, wenn in Neuseeland keine Fachkräfte zu finden sind. Die Residence Regeln sind dagegen geschaffen worden, weil auf politischer Ebene erkannt wurde, dass mittel- bis langfristig Einwanderung gut für Neuseeland ist. Man will daher bewußt cirka 50.000 Einwanderer pro Jahr für Neuseeland gewinnen – unabhängig von kurzfristigen Bedürfnissen des Arbeitsmarktes!

Die Genehmigung der meisten Residence Permit Anträge erfolgt anhand eines Quoten-Management-Systems. Wer ausreichend Punkte aufgrund von Alter, Berufserfahrung, Ausbildung und Berufschancen auf dem neuseeländischen Arbeitsmarkt erzielt, wird aus einem Pool von Interessenten (Expression of Interest Pool) ausgewählt und eingeladen, einen Residence Antrag zu stellen. Jede EOI (Expression of Interest) kann bis zu sechs Monaten im Pool bleiben, mit der Chance ausgewählt zu werden. Alle zwei Wochen findet eine Pool-Ziehung (Pool Selection) statt, in der die EOIs mit ausreichend Punkten ausgwählt werden. Wieviel Punkte jeweils nötig sind, schwankt je nach Bedarf und je nach dem wieviele EOIs sich zu dem Zeitpunkt gerade im Pool befinden.

Interessanter weise sind in den letzten Monaten die Anzahl der EOIs, die nach jeder Ziehung im Pool zurückbleiben, immer weiter gesunken, bis auf einen Tiefpunkt von nur 220 EOI-Anträgen am 23. September 2009. So wenig waren schon seit Jahren nicht mehr im Pool! Dementsprechend sind in den letzten Monaten auch die Punkte, die für eine Pool Selection erforderlich sind, gesunken, so dass es in vielen Fällen sogar möglich ist, einen Residence Permit ohne Job Offer zu bekommen. Unter folgendem Link können Sie sich alle Pool Selections seit 2006 anschauen: http://www.peterhahn.co.nz/Selection-Points.127.0.html. Auf der einen Seite (Work Permit Anträge) werden daher die Tore zu gemacht, während auf der anderen Seite (Residence Permit Anträge) die Tore weiter aufgehen!

Zurück zum Fallbeispiel: Der deutsche Tischler könnte daher mit dem Job Offer vom Küchenhersteller einen Residence Permit beantragen. Einziger Haken bei der Sache ist, dass er für einen Residence Antrag einen Englischtest bestehen muß, was er für einen Work Permit nicht bräuchte.

Die Frage, ob im Einzelfall die Tür auf oder zu ist, läßt sich nicht pauschal beantworten – jeder Fall ist anders! Eine individuelle Einwanderungsstrategie, die die Komplexität des neuseeländischen Einwanderungsrechts mit in Betracht zieht, ist daher empfehlenswert!

Entnommen aus 360 Grad Neuseeland

Und hier der Link zur Webseite vom Autoren des Artikels: Peter Hahn

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