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Schuljahr in Neuseeland: Mit Sicherheit erfolgreich

Leadership Day

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Jährlich gehen 100.000 Deutsche ins Ausland, um die Entwicklungschancen zu nutzen, die sich ihnen in anderen Ländern bieten. Wie eine Studie zu belegen scheint, ist es nie zu früh, um mit Auslandserfahrung anzufangen, denn ehemalige Austauschschüler haben bessere Karrierechancen, mehr Aussicht auf ein spannendes und internationales Berufsfeld, verdienen später mehr im Vergleich zu ihren Altersgenossen und übernehmen öfter Führungspositionen. Während sich jedes Jahr 12.000 deutsche Schüler für die USA entscheiden, wählen nur etwa 2.000 England, Kanada, Australien oder Neuseeland.

Doch unter Kennern der Bildungsszene gilt Neuseeland als Favorit beim Auslandsschuljahr. Dass die Experten recht haben, wurde auch durch die PISA-Studie belegt, in der Neuseeland auf Rang 3 kam. Die grossen Pluspunkte beim Auslandsjahr in Neuseeland sind eine individuelle Betreuung der internationalen Schüler und Schülerinnen sowie eine extrem gute und breit gefächerte Schulerziehung, die nicht bei der Vermittlung von akademischem Wissen halt macht, sondern sogenannte Life-Skills vermittelt: Fähigkeiten und Kenntnisse, die für ein erfolgreiches, zielgerichtetes und glückliches Leben unerlässlich sind. Zentrales Element dieser ganzheitlichen Ausbildung ist in Neuseeland die Outdoor-Education: ein Schulfach, das Neuseeland in Deutschland populär gemacht hat und das beim Erlernen von – teilweise extremen – Sportarten wie Klettern und Raften spielerisch Teamgeist, Verantwortunsbewußtsein und Führungsqualitäten vermittelt. Oder – wie es eine führende deutsche Fachzeitschrift ausdrückt – an neuseeländischen Schulen wird neben dem Bildungsauftrag auch noch ein Erziehungsauftrag wahrgenommen.

Sicher, bei dem Gedanken, sein Kind am anderen Ende der Welt zur Schule gehen zu lassen, schlucken viele Eltern schwer. Tatsache ist jedoch, dass Neuseeland eines der sichersten Länder der Erde ist. Gewalt an Schulen oder Amokläufer wie in den USA sind unbekannt, auch das Mobbing ist in Neuseeland deutlich weniger weit verbreitet. Austauschschülerin Nele Bicker (17) aus Bielefeld berichtet:
„Ich habe es kein einziges Mal erlebt, das jemand wegen seiner Hautfarbe, Akzent oder aus irgendeinem anderen Grund diskriminiert wurde. Meine Schule, das James Hargest College in Invercargill, war das perfekte Beispiel eines friedlichen Schmelztigels von 1800 Schülern.“

Austauschschüler sind oft 17 oder 18 Jahre alt und werden in Neuseeland in das 11. oder 12. Schuljahr eingegliedert, nachdem sie zuhause das 10. Schuljahr beendet haben. Wegen des extrem flexiblen Schulsystems können Austauschschüler auch Kurse höherer Jahrgangsstufen belegen, wenn sie dort gut mitkommen. Der Stundenplan umfasst nicht selten 25 Wahlfächer, aus denen Schüler der Oberstufe sechs frei wählen können. Die Fächerkombination ist genauso frei wie das Angebot vielfältig. Von Buchhaltung über Kunstgeschichte zu Modedesign, IT, Fotografie, Tourismus, Holzarbeiten, mehrere Sprachen und Sportarten bietet es alles, was der deutsche Stundenplan nicht hergibt und die klassisch-akademischen Fächer wie Mathe, Englisch, Physik, Chemie, Biologie, Geographie noch oben drauf. Schulklassen bzw. Kurse sind mit 10 – 20 Schülern vergleichsweise klein.

Auch für Ian Cryer, Leiter des renommierten Sprachinstituts LSI in Zürich und gebürtiger Engländer, ist Neuseeland ein Geheimtip: „Das Schulsystem in Neuseeland ist nicht so steif und elitär wie in England. Ich wünsche mir für meine beiden Kinder ein Auslandsjahr in Neuseeland.“
Christian Maresch, Geschäftsführer des auf Australien und Neuseeland spezialisierten Sprachreiseanbieters Southern Cross in Stuttgart, bewirbt Neuseeland seit Jahren als sicheres Reiseziel für einen Auslandsaufenthalt. Seit kurzem sieht er eine steigende Tendenz, Jugendliche im Ausland an ländliche Schulen zu schicken: „Der Sicherheitsaspekt rückt deutlich in den Mittelpunkt bei der Auswahl einer geeigneten Schule. Hier bieten ländliche Schulen einen grossen Vorteil.“

Die Education Southland Group, ein Zusammenschluss von insgesamt sechs Schulen im südlichsten Zipfel Neuseelands, bietet genau das: herzliche Gastfreundschaft an einem der sichersten und schönsten Plätze der Erde. Hier schaut jeder nach jedem, hier sind Jugendliche so gut aufgehoben wie sonst nirgendwo, sagt Barbara Poff, Stellvertretende Rektorin an der Southland Girls High School, eines der traditionsreichsten Gymnasien des Landes, das letztes Jahr sogar Premierministerin Helen Clark einen Besuch wert war.

Hier, wo die unendlichen Weiten die grössten Schafsfarmen des Landes hervorgebracht haben, und der grösste und berühmteste Nationalpark Neuseeland zuhause ist, sind die Schulen auf Outdoor-Education spezialisiert. Am Mackenzie College, einer kleinen Schule mit etwa 400 Schülern, wird Outdoor-Education als Schulfach gar jeden Donnerstagnachmittag unterrichtet – natürlich nicht im Klassenzimmer, sondern in den unweiten Tika-Tika-Bergen oder dem reissenden Fluss Matauri.

Aufgrund der umgekehrten Jahreszeit auf der Südhalbkugel beginnt das Schuljahr in Neuseeland im Januar (nach den dortigen Sommerferien) und endet im November.

Das Schuljahr ist in vier Blöcke (sogenannte Terms) unterteilt, mit jeweils zwei Wochen Ferien nach jedem Term. Empfehlenswert ist der Schulstart in Neuseeland ab Januar oder Juli, wobei im Juli Winter herrscht. Dies ist erwähnenswert, weil das Wetter in Neuseeland und dort vor allem im Winter viel besser ist als sein Ruf, weiss Petra Schmidt vom Sprachreiseteam Terre des Langues in Regensburg. Viele deutsche Schüler bleiben aus Angst vor der vermeintlich kalten Südinsel auf der Nordinsel hängen, die jedoch viel dichter besiedelt ist und landschaftlich nicht ganz so reizvoll. Dabei klettert das Thermometer an einem sonnigen Wintertag auch im Süden auf 20 Grad.

Die Schulen im Southland liegen strategisch günstig, damit die Austauschschüler an den Wochenenden und in den Ferien die Schönheiten Neuseelands mit den Gasteltern kennenlernen können.

In jeder Schule gibt es ein mehrköpfiges Team, das sich um alle Belange der internationalen Schüler kümmert und jederzeit für alle schulischen oder häuslichen Fragen zur Verfügung steht. Der International Students Director hilft den Schülern bei der Zusammenstellung des Stundenplans, und der Homestay Coordinator kümmert sich um die Unterbringung. Diese erfolgt in ausgesuchten Gastfamilien, die in aller Regel in der Nähe der Schule wohnen. Die meisten Gastfamilien leben im Eigenheim mit Garten, die Schüler bekommen ein eigenes Zimmer sowie Vollverpflegung, auch die Wäsche wird erledigt. Es handelt sich aber nicht nur um ‚Bed and Breakfast’, sondern die neuseeländischen Familien sind sehr herzlich und gastfreundlich und möchten, dass sich ihre Gäste rege am Familienleben beteiligen. Wie viele Austauschschüler bestätigen, gehören Neuseeländer zu den besten Gastgebern der Welt. Einige Schulen bieten darüber hinaus auch die Unterbringung im Wohnheim an. Hier wohnen die Schüler in Einzelzimmern.

Der Schultag in Neuseeland beginnt etwa gegen halb neun Uhr und endet Nachmittags um drei oder halb vier. Trotz des langen Schultages gibt es dann noch Hausaufgaben. Alle Schulen bieten vielfältige Sportarten sowohl als Schulfächer als auch nach der Schule. Neuseeländische Schulen sind sehr gut ausgestattet und verfügen nicht selten über die neueste Technologie zur Unterstützung des Unterrichts. In Southland zum Beispiel wurden in den letzten Monaten alle Schulen mit einem interaktiven (elektronischen) Whiteboard ausgestattet, da eine Studie belegt, dass der Lernerfolg durch die interaktive Teilnahme der Schüler grösser ist. Und vermutlich ist das der wesentlichste Unterschied zum Schulsystem in Deutschland: dass alle Schüler sowohl individuell als auch durch ein breit gefächertes Lernspektrum gefördert werden und sich zwischen Schüler und Lehrer eine enge Beziehung entwickelt. Wie Nele Bicker bestätigt: „Die Lehrer-Schüler-Beziehung ist viel besser und viel näher in Neuseeland.“

Tina Hartung

Mehr Informationen: www.bildung-in-neuseeland.de

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