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Weihnachten und Silvester in Neuseeland

Sommer an Weihnachten

Sommer an Weihnachten

In den deutschen Supermärkten tauchen schon die ersten Weihnachtsmänner und -gebäck auf. Das lässt die Frage aufkommen – wie wird eigentlich Weihnachten in einem Land gefeiert, wo Weihnachten mitten im Sommer liegt? Und wie fühlt es sich an, wenn man den Jahreswechsel als einer der Ersten begrüßen kann?  Diese Antworten kann Marina geben, die ein Auslandsjahr in Neuseeland verbrachte.

Nach dem Abitur 2011 hieß es für mich im September des selben Jahres, wie für so viele andere, „auf in die große weite Welt!“ Gemeinsam mit einer Freundin bestieg ich den Flieger in Richtung Abenteuer- unser Ziel: Neuseeland. Hier durften wir die nächsten 8 Monate, zunächst als Demipair in Wellington und anschließend als Reisende, unser „Gap Year“ verbringen.

Während sich Freunde, Familie und Verwandte in Deutschland auf das besinnliche Fest einstimmten und sich das Warten mit Plätzchen, Lebkuchen und Tee versüßten, verbrachten wir die Zeit überwiegend am Strand. Im Rahmen des Demipair Programms von Experiment e.V. waren wir in Gastfamilien in den Vororten von Wellington untergebracht, die zum Großteil um die Wellington Bay angesiedelt sind. In unserem Fall waren wir mit Petone und Days Bay, Eastbourne an den Hotspots des Wellington Sommers gelandet und auch wenn wir laut der Kiwis den „schlechtesten Sommer seit 50 Jahren“ erwischt hatten, lies es sich dort bei durchschnittlichen 27 Grad sehr gut aushalten.

So wurde beispielsweise der dritte Advent statt im Wohnzimmer bei Kerzenschein und den Klängen des Klingglöckchens mit einem ausgiebigen Bad in der Wellington Bay verbracht. Der Bootsanleger wurde kurzfristig zum Laufsteg umfunktioniert und für das Posieren der Bilder für die Weihnachtskarten genutzt – in Sommerkleid und Weihnachtsmannmützen versteht sich.Wirkliche Weihnachtsstimmung kam dennoch nicht auf.
Daran konnten auch die Eiszapfenatrappen in den Einkaufszentren und die Berieselung von „Last Christmas“, das im neuseeländischen Radio rauf und runter lief nichts ändern.

Weihnachtsessen

Weihnachtsessen

Generell ist es so, dass die Kiwis die durch die gegensätzliche Jahreszeit gegebenen Umstände gerade in der Vorweihnachtszeit zu ignorieren scheinen. Da erklingt neben George Michael nicht weniger schmachtend „I am dreaming of a white Christmas“ im Radio, die Kinder singen Jingle Bells und der Weihnachtsmann, der sich bei verschiedenen Veranstaltungen und in den Einkaufszentren die Ehre gibt, quält sich in Mantel und Schuhen durch die Hitze- in seinem Bart klebt noch ein Rest Sonnenmilch.
Auch die herkömmlichen Weihnachtsartikel sind im Übermaß vorhanden und die Supermarktregale sind voll mit allerlei weihnachtlicher Süßwaren- auch wenn ich die Marzipankartoffeln schmerzlich vermisst habe, zumindest gab es mit Gingerbread zwar keinen adäquaten Ersatz, es kommt dem Lebkuchen noch am Nächsten. Ein besonderes persönliches Highlight war dahingehend folgende Entdeckung in einem regionalen Supermarkt: Ein Lebkuchenhäuschen zum Selbermachen- mit? Natürlich, weißer Zuckerglasur! Eine saisonale Süßigkeit sind im Übrigen die sogenannten „Roses“ von Cadburry. Diese kugelförmigen bis eckigen, pralinenartigen Konfekte in den verschiedensten Geschmacksrichtungen sind nicht nur ein weit verbreitetes Mitbringsel ist, sondern werden gerade über die Weihnachtstage in rauen Mengen verzehrt.

Nachtisch

Nachtisch

Darüber hinaus werden die Häuser mit Weihnachtsschmuck verziert, die Stockings am Treppenaufgang aufgehängt. Natürlich darf auch der (meist künstliche) Weihnachtsbaum nicht fehlen. Anfang Dezember wird dieser in aller Feierlichkeit aufgestellt, mit Christbaumkugeln, Lametta und allerlei Klüngel geschmückt, die Geschenke bereits darunter postiert. Der Weihnachtsbaumkult wird von einigen regelrecht zelebriert. Es gibt in manchen Teilen des Landes gar hektargroße Farmen, die eine eigene Tannensorte züchten. Für viele sind diese jedoch unerschwinglich und so steht der Plastikbaum im Wohnzimmer in gleißender Sonne, umringt von Palmen draußen im Garten. Nichtsdestotrotz versuchten wir einige unserer Traditionen zu übermitteln und gerade das Plätzchenbacken fand bei den Kindern großen Anklang.

Das eigentliche Weihnachtfest verbrachte ich persönlich mit meiner Gastfamilie bei Verwandten in Mt. Maunganui in der Bay of Plenty Region im Nordosten der Nordinsel. Abgesehen von den generellen bereits beschriebenen Umständen, war es etwas befremdlich die Geschenke nicht am Heiligabend, sondern erst einen Tag später zu öffnen. Traditionell werden diese nämlich, ähnlich wie in den USA, am morgen des 25. Dezember übergeben und so fand ich mich an diesem Tag im Sommerkleid unter einem Weihnachtsbaum wieder und nahm meine Geschenke entgegen.

Weihnachtsspaziergang

Weihnachtsspaziergang

Den restlichen Tag verbrachten wir zunächst mit einem Weihnachtsspaziergang am Strand, bevor es an die Vorbereitungen für das Festessen ging. Neben einem großen Schinken, wurde gegrilltes Rindersteak, geröstete Kumara (neuseeländische Süßkartoffeln) und jede Menge Gemüse serviert und bei strahlendem Sonnenschein auf dem Balkon verspeist. Zum Nachtisch gab es Pavlova, eine neuseeländische Spezialität, bestehend aus geschlagenem Eiweiß mit Zucker, ummantelt von jeder Menge Sahne, garniert mit Kiwifrüchten und Erdbeeren – yummie!

Insgesamt war das neuseeländische Weihnachtsfest eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Auch wenn es nicht wirklich mit dem Weihnachten zu Hause vergleichbar ist, stand es dem gewohnten Festmahl zumindest was das Essen angeht in nichts nach und so endete Weihnachten in Neuseeland ähnlich wie daheim mit wohl gefüllten Bauch in aller Eintracht auf dem Sofa, sodass sich am Ende des Tages dann doch eine vertraute Parallele finden ließ.

 

 

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