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Werden die verschärften Immigration-Richtlinien bald wieder lockerer?


Welcher Neuseelandurlauber kennt sie nicht, die Arrival und Departure Card, welche mit der Ein- oder Ausreise nach Aotearoa ausgefüllt und beim Zoll abgegeben werden müssen. Anhand dieser Karten werden viele Informationen über die Migration nach und aus Neuseeland gesammelt. Erst jetzt wurde die neuste Statistik veröffentlicht. Der Einwanderungs- und Besucherstrom nach Neuseeland hat weiterhin zugenommen. Haben Immigrationsinteressierte bei diesem Boom überhaupt noch Chancen, ihren Traum vom Neuanfang in Neuseeland zu realisieren? Der langjährige erfolgreiche Einwanderungsberater Peter Hahn steht Rede und Antwort.

3,54 Millionen Ankünfte verzeichnete Statistics New Zealand in den vergangenen zwölf Monaten, 11 % mehr als noch vor einem Jahr. Zu dieser Gruppe gehören sowohl Touristen, als auch Neuseeländer und Australier die wieder einreisen, sowie Halter von Arbeits-, Studenten oder Residence Visa. Das Besucherhoch liegt auf stetigem Rekordhoch. 128.800 neue Migranten reisten ein, dagegen wanderten nur 57.500 Bürger ab, welches eine Nettomigration von 71.300 Neuankömmlingen ergibt – eine stetig steigende Bilanz.

„Ein Drittel der einreisenden Migranten machten alleine Halter von Arbeitsvisa aus“, erklärt Peter Dolan, Senior Manager der Statistikbehörde. „Das sind mit insgesamt 43.000 rund 4.400 mehr als im Vorjahr. Über ein Viertel davon kam aus England und Frankreich, dicht gefolgt von Deutschland, Australien, Südafrika und den USA.“ Doch auch die Anzahl an Studenten und neuen Residents ist nach wie vor hoch. Im Oktober 2016 geriet die neuseeländische Regierung bereits unter Druck und verschärfte die Einwanderungsbestimmungen drastisch, um die Migrationswelle einzudämmen. Der langjährige Immigrationsberater Peter Hahn aus Wellington beobachtet die Lage intensiv: „Das Problem mit den Statistiken ist natürlich immer, dass alle Einreisenden in einen Topf geworfen werden, sobald sie 12 Monate im Land bleiben. Man muss ganz klar wissen, dass Arbeitsvisa beispielsweise nur temporär gültig sind, ebenso wie Studentenvisa. Diese Personen müssen das Land folglich irgendwann wieder verlassen, wenn sie bis dahin keinen anderen Visastatus erreicht haben“, macht der Neuseeland-Experte deutlich. „Auch Working Holiday Visa Halter werden unsinniger Weise mitgerechnet. Das verändert das reelle Bild der Einwanderer natürlich deutlich“, gibt Peter Hahn zu bedenken.

In den seit Oktober gültigen Einwanderungsvorschriften werden in der Skilled Migrant Category derzeit 160 Punkte gefordert. Auch für einige Deutsche sind dieses hoch gesteckte Ziel und der anspruchsvolle Englischtest nun nicht mehr so einfach zu erreichen.

Hinzu kommt, dass Neuseeland mit seiner derzeitigen Strategie unzählige internationale Studenten anlockt, welche die verschärften Regelungen zum eigenen Vorteil nutzen. „Die Flut an Studenten aus dem Ausland ist meiner Meinung nach ein ganz großes Problem. Haben sie erst einmal ihren Abschluss, bekommen sie nach dem Studium ein einjähriges Work Visa. Dieses kann unter bestimmten Voraussetzungen sogar noch einmal um zwei Jahre verlängert werden. Bis dahin haben sie sich häufig nach oben gearbeitet und ihre Position gilt als sogenanntes Skilled Employment. Das wiederum verschafft ihnen dann den benötigten Status für einen Residency Antrag, die uneingeschränkte Aufenthaltserlaubnis.“ Der Einwanderungsberater rechnet die Punkte vor:

  • Für ihren Job (skilled employment) bekommen sie bereits 50 Punkte
  • Für ihre neuseeländische Ausbildung erhalten sie noch einmal 50 Punkte
  • Selbst wenn sie mittlerweile über 30 sind, erhalten sie für das Alter 25 Punkte

 

Damit fehlen ihnen bei der Einwanderung über die Skilled Migrant Kategorie auf die derzeit geforderten 160 Punkte nur noch 35 Punkte.

  • 30 Punkte erhält man für einen Job außerhalb Aucklands
  • 5 Punkte gibt es, wenn man bereits ein Jahr in Neuseeland gearbeitet hat

 

Was für die Studenten von Vorteil ist, kann für viele hochqualifizierte Manager mit langjähriger Berufserfahrung aus Europa oder Amerika zum Verhängnis werden. Mittlerweile sehen sogar einige Berater der Regierung das Problem, sind jedoch relativ machtlos. „Mit dieser Regelung schafft sich Neuseeland eine Flut von dauerhaften Zuwanderern die auf einfache Business Degrees studieren und später im Job nur als Restaurantmanager oder in einer Verwaltung arbeiten“, berichtet der Einwanderungsberater aus Erfahrung. „Man muss auch wissen, dass die Bildungsindustrie mittlerweile in Neuseeland an vierter Stelle des Exportmarktes steht, rund 5 Milliarden Dollar schwer ist und an 32.000 Jobs gekoppelt sein soll. Deshalb traut sich natürlich der Gesetzgeber hier nicht, die Einwanderungsrichtlinien für Studenten zu verhärten“, schließt Peter Hahn das leidige Kapitel. Auf der anderen Seite nimmt die Regierung sich so durch die von Studenten ausgeschöpfte Quote die Chance, andere qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland einwandern zu lassen.

Seit der Erhöhung von 140 auf 160 Punkte und der Senkung der Quote von 50.000 auf 45.000 erlaubten Migranten pro Jahr haben sich die Expression of Interest Anträge bereits auf 30.000 reduziert. Ein großer Erfolg, doch ist er wirklich sinnvoll? „Die Skilled Migrant Category basiert auf einem Quotenmanagementsystem. Durch die strengen Bestimmungen wird die jährliche Quote gar nicht mehr gefüllt werden können. Man möchte ja insgesamt nur 5.000 Einwanderer weniger hinein lassen als vorher, hat die Anträge durch die Punkteerhöhung aber schon nahezu halbiert. Diese Rechnung geht nicht auf. Die logische Schlussfolgerung wäre, dass die geforderten Punkte in Zukunft irgendwann wieder gesenkt werden müssen, um die Quote von 45.000 überhaupt ausschöpfen zu können“, resümiert Peter Hahn die momentane Situation.

Für alle Einwanderungsinteressierten Europäer könnte sich das Blatt dann wieder zum Positiven wenden und die Einwanderung nach Neuseeland unter bestimmten Voraussetzungen leichter machen. Wie sich die Lage entwickelt, bleibt abzuwarten.

 

 

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